Einige der häuftigsten Fragen die uns erreichen sind: Friert mein Pferd im Winter? Ab wann soll ich es Eindecken? Wie dick muss die Decke sein? Ist ihm kalt mit der Schur? Dafür haben wir hier alle Antworten zusammengetragen und hoffen, dass Thema für euch aufklären zu können.
Autorin: Marie-Theres Conen
So funktioniert die Thermoregulierung von Islandpferden
Wenn das Thermometer unter 10 Grad sinkt, holen wir unsere dicken Winterjacken raus und ab 5 Grad sind die meisten von uns nur noch mit Overalls, Thermoreithosen und gefütterten Schuhen am Stall. Und häufig denken wir, dass es unseren Pferden trotz ihres dicken Fells ganz ähnlich gehen muss und sie ebenfalls frieren.
Komforttemperatur von Pferden: plus 25 bis minus 15 Grad
Doch das ist nicht so – zumindest meistens nicht! Die Komforttemperatur von Pferden in milden Klimazonen (also bei uns) liegt zwischen plus 25 und minus 15 Grad. Bei 5 Grad funktioniert der Stoffwechsel optimal – ausgehend von trockenem Wetter. Zum Vergleich: Bei uns (nackten) Menschen liegt sie zwischen 25 und 30 Grad!
Gesunde Pferde in Offenstallhaltung kommen durch die körpereigene Thermoregulation gut mit trockener Kälte zurecht. Erst bei Temperaturen unter minus 15 Grad brauchen Pferde eine erhöhte Futterration, um ihre Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Aus: Islandpferde Eindecken: Ja oder Nein?
So wärmen sich Pferde
- Durch die Pferdehaut: Sie besteht aus mehreren Schichten und stellt mit dem Unterhautfett eine isolierende Schicht dar. In der Pferdehaut befinden sich zahlreiche sensorische Nervenzellen, wie z.B. die Thermorezeptoren, die Kälte und Wärme registrieren.
- Verengung der Blutgefäße: Registrieren diese Rezeptoren, dass es kalt ist, verlangsamt sich der Herzschlag und die Blutgefäße ziehen sich zusammen. Auf diese Weise wird weniger Blut an die Körperoberfläche gepumpt, sodass weniger Wärme verloren geht. Werden die Gefäße verengt, wird der Blutfluss in den Ohren, Hufen und Beinen reduziert, das Blut wird stattdessen vermehrt dafür genutzt, die lebenswichtigen inneren Organe zu schützen.
- Mit dem Fell: Außerdem bekommen die Haarbalgmuskeln des kuscheligen Unterfells den Befehl, dass sie das Haar aufstellen sollen. Auf diese Weise entsteht eine wärmende Schicht, die das Pferd zusätzlich zum eh schon vorhandenen Fell warm hält. Ihr könnt das sehr gut an kalten Wintertagen beobachten, dann sind unsere Pferde nämlich immer besonders plüschig. Das fettige Deckhaar schützt diese Schicht, indem es wasserabweisend wirkt.
- Stoffwechsel: Wenn es sehr kalt ist, beschleunigt sich der Stoffwechsel und erzeugt so mehr Körperwärme. Hierfür ist es wichtig, dass Pferde bei kalten Temperaturen mehr Raufutter zur Verfügung haben.
- Skelettmuskeln: Durch Kontraktionen in den Muskeln wärmen sich Pferde. Das kann auch als Zittern wahrgenommen werden.
Heißt: Ein gesundes Islandpferd friert nicht bei trockenen kalten Temperaturen. Dass die Wärmeisolation bei Pferden hervorragend funktioniert, kann man daran erkennen, dass bei einem gesunden Pferd mit dickem Winterfell der Schnee liegenbleibt ohne zu schmelzen.
Nasses Regenwetter ist aber etwas komplett anderes. Das Problem entsteht, wenn die Unterwolle nass wird und sich nicht mehr aufstellen kann. Dann nämlich geht die wärmende Wirkung des Fells verloren. Das kann durch Dauerregen verursacht werden oder durch starkes Schwitzen. Die meisten Pferde sind bei Regen auch gut geschützt, aber natürlich gibt es immer Pferde, die eine Veranlagung zum Frieren bei Nässe haben.
Diese Faktoren spielen eine Rolle bei der Veranlagung zum Frieren
- Dicke des Fells
- Wenig Unterhautfettgewebe. Das Pferd ist dünn.
- Rangniedrig. Es darf sich nicht unterstellen. Steht immer alleine, nicht in der wärmenden Herde.
- Rückenprobleme
- Gesundheitszustand, Stoffwechsel
- Alter
Wenn du dir unsicher bist, ob dein Pferd bei Regen friert, musst du es einfach an einem kühlen Regentag beobachten. Frieren kommt am häufigsten in der Übergangszeit vor. Denn dort sind die Pferde im Fellwechsel und haben oft besonders dünnes Fell und sind vom Stoffwechsel sehr beansprucht.
Frieren bei Regen kann im Sommerfell ab unter 15 Grad vorkommen und im Winterfell bei unter 5 Grad.
Wie erkenne ich, ob mein Pferd friert?
Akut:
- hochgezogener Rücken
- verkniffenes Maul
- zittert
- nass bis auf die Unterwolle
- eingeklemmter Schweif
- missmutig und unwillig, zurückgezogen, introvertiert
Über Zeit:
- Es kommt außergewöhnlich oft zu Verspannungen: Ist dein Pferd nach kalten Nächten, Regentagen oder nach einer neuen Schur häufiger als sonst fest beim Reiten und Longieren? Das könnte ein Anzeichen sein, dass es friert. Wichtig: Ursache überprüfen. Bin ich besonders verspannt, neuer Beschlag, neues Equipment?
- Das Pferd baut über den Winter stark ab: Muss viel Energie ins Wärmen investieren.
Was tue ich, wenn ich mein Pferd bei Regen zitternd im Paddock finde?
Das ist erstmal kein Weltuntergang. Zittern ist ein Muskelmechanismus, den Pferde nutzen, um sich zu wärmen. Das passiert meistens in der Übergangszeit oder an kalten Sommertagen. Im Sommer und während des Fellwechsels haben Pferde dünneres Fell, das sie weniger vor Nässe schützen kann.
- Aus dem Paddock holen.
- Abschwitzdecke auflegen: Am besten eine thermoregulierende Wolldecke. Diese solltet ihr aber sofort wechseln, sollte sie vollgesogen sein. Solltet ihr keine Überdachung haben, dann legt eine eine Regendecke über die Abschwitzdecke.
- Nicht Putzen: Nur die gröbste Nässe mit dem Schweißmesser entfernen. Sonst ist das Risiko zu hoch, die Nässe nur in die Unterwolle zu reiben.
- Warm führen: Die Wärmeregulation des Pferdes funktioniert am Besten in Bewegung. Also nicht lange rumstehen lassen, sondern lieber sofort spazieren gehen. Danach ist auch Longieren/Freilaufen möglich.
Dabei das Pferd einfach machen lassen, so wie es braucht. Wenn es schneller laufen möchte, dann könnt ihr es rennen lassen. Wenn es nicht laufen will, dann müsst ihr es nicht scheuchen. Wir haben immer das Gefühl, dass die Pferde in solchen Situationen am Besten wissen was sie brauchen. Wichtig ist nur, dass sie dabei entspannt und folgsam sind. - Solarium: Falls eins vorhanden sein sollte, tut das natürlich auch gut. Für ungefähr 15 Minuten.
- Fressen lassen: Zittern ist ein erheblicher Energieaufwand. Das Defizit muss aufgeholt werden, außerdem ist Fressen entspannend.
- Atmungsaktive! Regendecke auflegen: Das Pferd muss hierfür nicht komplett getrocknet sein. Die Regendecke muss hierfür aber atmungsaktiv sein, damit die Nässe verdunsten kann. Sie darf sich natürlich nicht unter der Decke stauen und neue Kälte zulassen. Gleichzeitig muss sie vor neuem Regen schützen.
Wann lohnt es sich, ein gesundes Pferd einzudecken?
- Es ist nassgeschwitzt: Du hast ihm schon eine Abschwitzdecke aufgelegt und die Unterwolle ist immer noch nicht trocken? Das kann oft an zu hoher Luftfeuchtigkeit liegen, dann verdunstet der Schweiß schlecht. Natürlich hat man manchmal auch einfach nicht mehr genug Zeit, um das Pferd länger als 15 Minuten abschwitzen zu lassen.
Dann muss das schweißnasse Pferd unbedingt eine Paddockdecke tragen, um fertig abzuschwitzen. Sonst kann es durch Luftzüge, Kälte oder Regen auskühlen und sich erkälten oder verspannen. Achte darauf, dass deine Paddockdecke wirklich zum Fertig-Abschwitzen geeignet ist. - Große Schur: Hat es eine Schur, die auch den Bauch betrifft oder sogar eine Vollschur? Dann muss es bei Kälte oder Nässe eingedeckt werden.
- Im Fellwechsel bei Dauerregen: Ist das Fell deines Pferdes sehr dünn und neigt es zum Frieren? Dann auch hier vorsichtshalber eine Decke verwenden.
- Im Training: Ob ein Pferd bei starkem Regen friert, ist nochmal etwas anderes, als wenn es nach einer kalten Regennacht volle Leistung im Training bringen muss. Viele Pferde sind danach spanniger als sonst. Wir sind einfach keine Fans davon, Pferde mit kaltem Rücken zu reiten. Dann verbringt man die Reiteinheit damit, das Pferd so lange zu lösen, bis es so läuft wie an einem normalen Tag.
Auf den kalten Rücken dann bitte nur eine Sattelunterlage legen, die bei Nässe nicht klamm wird. Am besten eine Satteldecke aus Wolle, die trocknet den Rücken beim Reiten. An solchen Tagen ist fast jedes Pferd verspannter als sonst und hat weniger Freude, geritten zu werden. Dann lieber Bodenarbeit machen oder das Pferd vorsorglich eindecken. Man muss ja nicht auf Biegen und Brechen an jedem Tag reiten. Tipps zum Pferdetraining im Winter.
Regendecken können verwendet werden:
Im Sommerfell bei Regen: Unter 15 grad
Im Winterfell bei Regen: Unter 5 Grad
Friert mein Islandpferd mit einer Schur?
Das kommt ganz auf die Größe der Schur an. Ist das Pferd nur an Hals und Brust geschoren, friert es sicher nicht, da die Mähne und die dicke Haut von Islandpferden immer noch genug Isolation bieten. Außerdem haben Isländer eine so dichte Unterwolle, dass man selbst bei frisch geschorenen Pferden, nicht auf die Haut blicken kann. An regnerischen Tagen kann man sogar beobachten, dass die geschorenen Stellen trocken bleiben. Das liegt daran, dass der Regen am kurzen Fell abperlt und die Nässe dort schnell verdunstet.
Auch bei höheren Minusgraden haben wir die Erfahrung gemacht, dass sie trotz Schur nicht frieren. Ist das Pferd großflächiger geschoren, also auch am Bauch oder hat es eine Vollschur, würden wir ein Eindecken bei kühlen Temperaturen empfehlen. Wer sich da aber ganz unsicher ist, welche Decken und Füllungen man verwendet, sollte das Pferd einfach kleinflächiger Scheren.
Was macht eine gute Paddock/Regendecke aus?
- Sie ist wirklich wasserdicht.
- Sicherer Sitz mit guter Passform: Verrutscht nicht, ist elastisch, behindert das Pferd nicht in seinen Bewegungen
- Schließt gut an Hals und Brust ab
- Keine Druckstelle am Widerrist
- Keine Metallschnallen oder lockeren Schnüre oder schlecht sitzende Bauchlätze, in denen sich die Pferde beim Wälzen verhängen können und daran verletzten.
- Atmungsaktiv: Wird bei schönem Wetter nicht zu warm, hilft beim Fertig-Abschwitzen. Lässt Nässe von innen entweichen aber nicht von außen reinkommen.
- Reparierbar: Paddockdecken werden großer Belastung aussetzt, da kann schonmal was kaputt gehen. Wichtig ist nur, dass sie wieder geflickt werden können.
Reicht unsere Softshelldecke aus zum Wärmen bzw. wie viel Gramm Füllung braucht eine Decke?
Ja. Ein Islandpferd im Winterfell braucht keine zusätzlich gefütterte Decke. Frieren kommt durch Nässe und Zugluft, nicht durch die Temperatur an sich. Dies hält unsere Decke zuverlässig ab.
Falsch gewählte, zu dicke Decken können für eine Temperatur sorgen, die weit über dem Wohlfühlbereich des Pferdes liegt. Mehr dazu hier.
Nur Pferde mit Vollschur oder sehr dünne kranke Pferde, könnten von einer zusätzlichen Füllung profitieren.
Ein Fun Fakt dazu: Die ersten Prototypen unserer Softshelldecke wurden für zwei über 30jährige Stuten genäht, um ihnen Schutz und Wärme im Winter zu geben. Das heißt, sie eigenen sich definitiv auch zum Eindecken alter Pferde.
Braucht mein Pferd eine Regendecke mit Halsteil?
Das kommt auf die Mähne an. Sollte dein Pferd eine ganz kurze Mähne haben und dazu noch am Hals geschoren sein, hat es dort tatsächlich wenig Regenschutz. Sonst reicht auch eine hochgeschlossene Regendecke aus, da die Mähne genug Regenschutz bietet, dass das Pferd da nicht durchweicht.
Fazit : Wann dein Pferd friert und eine Decke braucht, lässt sich nicht immer pauschal beantworten. Da musst du als Besitzer*in genau hinschauen und feststellen, was ihm gut tut. Jedes Pferd ist anders, die Haltung ist anders, die Klimabedingungen sind anders.
Nicht jedes alte Pferd muss eingedeckt werden, nicht jedes gesunde Pferd braucht keine Decke. Beobachte dein Pferd und schaue nach Anzeichen, ob es friert. Als gesundes Islandpferd wird es mit ziemlicher Sicherheit bis hin zu hohen Minusgraden nicht frieren – solange es trocken ist. Bei üblem Wind und Wetter kannst du ihm aber einen Gefallen tun, wenn du es eindeckst, vor allem wenn du am nächsten Tag reiten möchtest.