Sportsfreund-Studios wurde von Veronika Conen gegründet, die erst spät mit ihrer Tochter in die Welt der Islandpferde eingestiegen ist. Doch die Liebe zu diesen Pferden wäre nie so groß geworden, wenn die zwei nicht ihre Lifgun gehabt hätten. Später bekamen sie dann noch andere Pferde, aber es gibt wohl kein Pferd, das an die Beziehung zwischen Kind und erstem Pferd rankommt. Hier erzählt euch Marie von ihrem ersten Kinderpony und der ersten Sportsfreundin überhaupt.
Autorin: Marie-Theres Conen
Seitdem ich mich erinnern kann, füttert mich meine
Mama mit Bildern von Pferden. Diese Bilder stammen aus Büchern, die schon meine Mutter als Kind studiert und bewundert hat. Sie heißen »Cowboy Jim«, »Alle Achtung kleiner Bud« oder »Liebesbriefe an Arabische Pferde«. Es waren die Bücher ihrer Mutter. Meine Großmama war auch schon immer eine Pferdebegeisterte. Sie durfte als Kind bei ihrem Onkel in Schweden Gotland-Ponys reiten und am Starnbergersee die Bauernpferde. Als junge Frau ritt sie an der Universitätsreitschule in München. Meine Mutter fing erst das Reiten an, als ich groß genug war, um es auch zu lernen.
Das heißt, meinen Hintern habe ich das erste Mal im Alter von 6 Jahren auf ein Pferd geschwungen. Dieses Pferd war ein Islandpferd und hieß Snaefaxi. Ein riesengroßer, gutmütiger, gescheckter Wallach mit weißer Mähne. So vergingen 2 Jahre.
Im Sommer 2006 sollte sich mein ganzes Leben verändern. Wir waren zu Besuch bei meinem Onkel in Nordrhein-Westfalen. Gegenüber von seinem Haus liegt ein großer Islandpferdehof. Mein Onkel hatte für uns zwei Pflegepferde gebucht. Meine Mama bekam eine moppelige junge Fuchstute, an deren Namen wir uns nicht mehr erinnern können. Ich bekam eine wunderschöne Isabellstute namens Lifgun. Diese Stuten durften wir die Zeit über holen, putzen und spazieren führen. Den Reitunterricht erhielt ich aber auf Snoopy. Er wollte während der ganzen Reitstunde nur fressen. Es hat mir nur wenig Spaß gemacht.
Erst später in der Woche durfte ich meine Lifgun endlich in einer echten Reitstunde reiten. Während dieser Reitstunde sind wir galoppiert. Für mich leider das erste Mal. Es kam, wie es kommen musste. In der zweiten Kurve siegte die Schwerkraft. BATSCH, und ich lag in der Matschpfütze. Ich war so dreckig und nass, dass mir das Pferd abgenommen und ich nach Hause geschickt wurde. Beschämt klingelte ich bei meinem Onkel und wurde widerwillig reingelassen. Als ich gesäubert und trocken wieder zurück zum Hof ging, um mein Pferd zurück auf die Koppel zu bringen, hörte ich ein Mädchen stolz ihrem Vater erzählen: »Papa, heute ist ein Mädchen in der Reitstunde runtergefallen«. Zu allem Unglück deutete sie auch noch auf mich.
Am letzten Tag unseres Besuchs war ich tief traurig, meine Lifgun verlassen zu müssen. Ich dachte, ich würde sie nie wiedersehen. Zu Hause ging das Leben weiter, die dritte Klasse forderte mich sehr. Im Gegensatz zum Sommer konnte ich nur noch einmal in der Woche zum Pferd. Ich hatte jeden Samstag Reitstunde auf Snaefaxi. Mittlerweile war es Winter. Meine Mama hatte mich drei Tage bei einer Freundin abgeladen, um in einer anderen Stadt zu arbeiten. Als sie wieder zurückkam, holte sie mich früher als sonst vom Tagesheim ab. Das allein war schon seltsam genug. Dann erzählte sie mir, dass ich jetzt Reitstunde hätte. Komisch, an einem Donnerstag? Warum nicht? So ein Angebot schlage ich nicht aus. Auf dem Weg zum Hof erzählte ich ihr, dass ich heute mal ein anderes Pferd reiten wollte als Snaefaxi.
Angekommen erwartete mich eine seltsame Menschenmenge, die wie eine Prozession mitkommen wollte, mein Schulpferd aussuchen. Sie schickten mich in den normalerweise leeren Boxenstall. Zu diesem Zeitpunkt war ich komplett verwirrt. Ich schaute durch die Tür in das Dunkel. Ganz hinten sah ich eine Blesse aufblitzen. Ich betrat den Stall und beim Näherkommen meinte ich, das Pferd zu erkennen. Ich traute mich aber nicht, meine Vermutung laut auszusprechen. Meine Reitlehrerin Anna fragte mich, ob ich dieses Pferd kennen würde. Zaghaft flüsterte ich ihr den Namen Lifgun ins Ohr. Sie strahlte und nickte. »Ist sie jetzt hier ein Schuli?«, fragte ich? Sie schüttelte den Kopf. »Sie ist jetzt dein Pferd«. In diesem Moment brach riesige Freude in mir aus.
Von da an hat mir meine Lifi alles über Islandpferde beigebracht, was ich heute weiß. Ich hatte mit ihr viele Höhen und Tiefen. Und sie ist der Grund, warum ich so für die Rasse der Islandpferde brenne.
Heute reite ich seit über 15 Jahren auf Islandpferden. Meine große Leidenschaft kam bestimmt auch durch das Glück, dass mir meine Mutter so jung ein eigenes Pony ermöglichte. Meine geliebte Lifgun hat mir alle die Dinge gezeigt, die diese Tiere so besonders macht, dadurch ist meine Liebe erst richtig entbrannt.
Am 3. Januar 2016 hat mich dieses besondere Pferd nach 10 Jahren verlassen. Das tut mir immer noch sehr weh, da ich mit ihr aufgewachsen bin und sie auf komische Weise so etwas wie eine zweite Mutter für mich war. Sie wird für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Zu seinem Kinderpferd hat man eine ganz andere Bindung als zu den Pferden, die man später hat. Aber meine Leidenschaft wird nicht mit ihr aufhören. Meine Nachwuchspferde Hjörvar und Biskup nehmen nun ihren Platz ein.