Warum brauche ich eine Decke aus Wolle für mein Pferd? Du überlegst, Dir und Deinem Pony eine Abschwitzdecke aus Wolle zuzulegen? Bist aber noch unsicher, welche Vorteile sie bietet und willst mehr über die Hintergründe des Naturmaterials und die Herstellung von Loden erfahren?
Autorin: Veronika Conen, CEO Sportsfreund-Studios
Eine Wolldecke ist gut fürs Abschwitzen, Aufwärmen vor der Arbeit, Warmhalten bei Zugluft wie zum Beispiel während des Transports. Aufgrund der temperaturausgleichenden Wirkung der Wolle kann sie auch gut im Sommer eingesetzt werden, wenn Pferde nach langem Regen im Sommerfell frieren oder beim Turnier. Pferde, die zu Muskelverspannungen neigen, freuen sich über die wärmende und lösende Wirkung der Wolle. Dazu gehören auch Senioren, die schneller frieren oder Steifigkeiten zeigen. Aufgrund der antibakteriellen Eigenschaften von Wolle empfiehlt sich die Decke auch für Pferde mit empfindlicher Haut. https://www.sportsfreund-studios.com/wolldecken
Eigenschaften von Schafwolle
Schafwolle ist wie alle tierischen Fasern eine Proteinfaser. Sie wirkt daher temperaturregulierend, wärmerückhaltend und ist schwer entflammbar. Wollfasern können über 30% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich dabei nass anzufühlen. Im Gegensatz zu Baumwolle wärmt daher Wolle auch in feuchtem Zustand. Somit kann Loden auch bei leichter Feuchtigkeit getragen werden, ohne dass der Körper auskühlt. Zudem ist Wolle eine atmungsaktive Faser mit gleichzeitig schmutz- und wasserabweisenden Eigenschaften. Sie ist knitterunempfindlich und ist leicht zu reinigen und zu pflegen. Auch absorbiert sie aufgrund ihrer Eiweißstruktur Gerüche und wirkt antibakteriell.
Was ist Loden?
Die Bezeichnung Loden ist ein Sammelbegriff für dichte Streichgarngewebe des Alpenraums aus reiner Schurwolle vom Schaf. Klassischer Tuchloden wird seit Hunderten von Jahren nahezu unverändert hergestellt. Er wird zuerst gewebt und anschließend verfilzt. Ihn zeichnet Festigkeit, Witterungsbeständigkeit und eine hohe Winddichtigkeit aus.
Der fast schon vergessene Naturstoff wurde neu entdeckt im Bereich der Mode -und Sportbekleidung, da er von Natur aus und ohne chemische Zusätze alle gewünschten Eigenschaften mitbringt und dabei edel aber lässig aussieht. Wachsendes Qualitäts- und Umweltbewußtsein lassen die Nachfrage nach dem Traditionsgewebe wieder wachsen.
Trotz intensiver Bemühungen durch die chemische Industrie ist es bisher nicht gelungen, die „Wunderfaser“ Schafwolle künstlich herzustellen.
Herstellung von Loden
Nach der Schur der Schafe wird die Wolle gewaschen, die Fasern werden zu Garn versponnen und dann bei Tuchloden verwebt und bei Walkloden verstrickt. Anschließend erfolgt beim sogenannten Walken die Verfilzung mit Wasser, Wärme und Bewegung. Der Stoff wird so lange geknetet (gewalkt) bis die ursprüngliche Struktur kaum mehr sichtbar ist und ein homogener, strapazierfähiger Oberflächenfilz mit weichem Griff entsteht.
Danach kann der Loden noch in verschiedenen Prozeduren wie z.B. dem Rauen verfeinert und ausgerüstet werden, sodass unterschiedliche Lodenarten entstehen, je nach Zweck und gewünschter Optik.
Der gesamte Prozess ist mit seinen vielen einzelnen Arbeitsschritten sehr aufwändig und wird nur noch von wenigen Walkereien und Tuchfabriken in Deutschland, Österreich und Südtirol ausgeführt.
Loden-Arten
Loden wird je nach Verwendungszweck und Herstellungsmethode in verschiedene Arten unterteilt.
- Gebirgsloden: Er besitzt einen rustikalen Warencharakter und ist aus gröberer Wolle gefertigt, die aus der Alpenregion kommt. Er wird häufig zur Herstellung von Mänteln und festen Jacken benutzt.
- Walk: Ein gestrickter – nicht gewebter – Loden. Strickloden ist preiswerter als Webloden und passt sich durch seine flexible Maschenstruktur besser den Körperrundungen an. Er besitzt eine unruhigere Oberflächenoptik und eine geringere Festigkeit im Vergleich zum Tuch- und Gebirgsloden.
- Tuchloden (Meltonloden, Anzug- oder Joppenloden, Bozener Loden, Tuchloden): Ein stark verfilzter Loden, gewebt in Leinwand- oder Köperbindung. Er ist nicht geraut und besitzt deshalb eine glatte Oberfläche.
Herkunft der Schafwolle
Grundsätzlich wird in der Textilherstellung unterschieden zwischen Schurwolle und Wolle. Schurwolle stammt aus der Schur lebender, gesunder Schafen und ist hochwertiger. Wolle stammt zwar auch vom Schaf, jedoch wird zusätzlich Wolle toter Tiere und recyceltes Material verarbeitet. Loden wird traditionell aus Schafschurwolle hergestellt, die heute zum größten Teil aus Ländern wie Australien/Neuseeland, Südafrika und Südamerika kommt, da die von hier kommende Wolle aufgrund besonderer Schafrassen und des milderen Klimas weicher ist.
Jedoch sind durch diesen Wandel heimische Schafarten mit gröberer Wolle, wie z. B. die Rhönschafe, vom Aussterben bedroht, da deren Wolle kaum mehr Beachtung findet.
Gebirgsloden wird aus der Wolle heimischer Schafe hergestellt und unterstützt somit deren Erhalt.
Bei uns gehaltene Schafe werden zur Landschaftspflege eingesetzt und dienen der Fleischproduktion. Der für Wolle zu erzielende Preis war in der Vergangenheit häufig so gering, dass es günstiger kam, die Wolle direkt nach dem Scheren zu vernichten. Dieser Trend wendet sich langsam, weil Wolle zunehmend als wertvoller Rohstoff mit vielfältigen Einsatzbereichen wiederentdeckt wird.
Bei Schafen der Alpenregion kann man sich darauf verlassen, dass sie ein schönes, artgerechtes Leben führen. Unter gar keinen Umständen werden sie dem sogenannten Mulesing unterzogen. Das ist eine bei uns tierschutzwidrige Praxis, die weithin in Australien gebräuchlich ist. Als Mulesing wird das Entfernen der Haut rund um den Schwanz und das Kupieren des Schwanzes ohne Schmerzausschaltung bezeichnet. Ziel ist es, den für die Schafe quälenden Befall mit Fliegenmaden (Myiasis) zu verhindern. Nach wirkungsvollen Alternativen wird gesucht. Diese Praxis ist bei uns glücklicherweise nicht nur nicht erlaubt sondern auch von Haus aus nicht nötig.
Eigenschaften von Loden
Loden ist
- temperaturausgleichend: Aufgrund der Gewebestruktur des Lodens findet ein regelmäßiger und kontrollierter Wärmeausgleich statt, es entsteht eine Mikroklimazone am Körper. Loden lässt die Kälte nicht durch, hält die Körperwärme zurück und garantiert so außergewöhnlichen Tragekomfort. Im Gegensatz zu Baumwolle wärmt Wolle auch in feuchtem Zustand. Somit kann Loden auch bei leichter Feuchtigkeit getragen werden, ohne dass der Körper auskühlt.
- witterungsbeständig: Durch die aufwändige Verarbeitung der Schurwolle, dem Walken, wird der Loden nicht nur widerstandsfähiger und wärmender, sondern auch wasserabweisend.
- atmungsaktiv: Schurwolle ist äußerst atmungsaktiv, d.h. sie nimmt den Wasserdampf vom Körper und gibt ihn an die Gewebeoberfläche ab. Wollfasern können über 30% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich dabei nass anzufühlen. Diese Eigenschaft des Lodens ist besonders wichtig für Pferdedecken und Sportbekleidung
- winddicht: Dadurch, dass der Loden ohne chemische Zusätze verarbeitet wird, bleibt seine windbrechende Eigenschaft erhalten. Bis zu Windstärke 10 behält der Loden seine winddichte Eigenschaft.
- schmutzresistent: Auf Grund der Warenstruktur und des Wolllanolins ist Schurwolle absolut schmutzunempfindlich. Dies bedeutet, dass Dreck und Schmutz im trockenen Zustand leicht vom Loden abgebürstet werden können.
- umweltschonend
Historie der Herstellerfirma unseres Bayerischen Gebirgslodens
Die Tuchfabrik Mehler wurde im Jahre 1644 gegründet und wird mittlerweile in der 11. Generation durch Paulus und Ludwig Mehler geführt. Damit ist die Tuchfabrik Mehler der älteste Tuchhersteller in Deutschland und zudem das 29. älteste Industrieunternehmen Deutschlands.
Der Unternehmensstandort in Tirschenreuth besitzt eine lange Tuchmachertradition und selbst Johann Wolfgang von Goethe war bei seinem Besuch 1786 angetan und wurde mit folgenden Worten zitiert: „Das Tuchmacherstädtchen liegt gar schön.“
Wie pflege ich meine Abschwitzdecke aus Wolle?
Ein Pferdedecke aus Wolle muss man aufgrund ihrer Selbstreinigungseigenschaften nur selten waschen. Sie freut sich, wenn sie regelmäßig gelüftet wird und wenn man für eine gute Trocknung sorgt (sie trocknet etwas langsamer als Fleecedecken).
Haare, Sägespäne und trockene Schmutzflecken können gut mit einer Bürste aus dem Putzzeug entfernt werden. Gröberen Flecken rückt man mit einem nassen Lappen und etwas Seife oder auch Pferdeshampoo zuleibe.
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